Ernestine Diwisch

Tabelliererin. Widerstandskämpferin gegen das NS-Regime. Hingerichtet.

* 1921    † 1944

 

Lebenslauf

Ernestine Diwisch wurde als Tochter der Anna Diwisch (geb. Jezek) und eines Reichsbahnangestellten am 23. März 1921 in Wien geboren. Sie absolvierte die Pflichtschulen und besuchte dann eine Hausfrauenschule. Von 1932 bis 1934 gehörte sie den "Roten Falken" an. Ab Mai 1941 arbeitete sie zunächst als kaufmännische Angestellte bei der Allianz-Versicherung, später im Flugzeugmotorenwerk Wiener Neustadt.

Gruppe "Soldatenrat"

Ernestine Diwisch schloss sich der Gruppe "Soldatenrat" an, die von Alfred Rabofsky geleitet wurde. Ihre Aufgabe bestand darin, illegale Flugblätter und die Zeitung "Der Soldatenrat" an Frontsoldaten zu verschicken. Der "Soldatenrat" machte es sich vorrangig zum Ziel, Angehörige der Wehrmacht zur Desertion aufzufordern. Jüngstes Mitglied der Widerstandsgruppe war Anni Gräf. Viele Mitglieder des “Soldatenrat” fielen der NS-Justiz zum Opfer und wurden hingerichtet, darunter Anni Gräf, Elfriede Hartmann, Leopoldine Kovarik und Alfred Rabofsky.

Widerstand, Verhaftung, Todesurteil

Ernestine Diwisch wurde am 18.5.1943 verhaftet und am 23. September 1943 vom Oberreichsanwalt beim Volksgerichtshof Berlin wegen „Vorbereitung zum Hochverrat und Feindbegünstigung“ angeklagt. Ihre Mitangeklagten waren Alfred Rabofsky, Anna Wala sowie Sophie Vitek, Ernestine Soucek und Friedrich Muzyka. In der Anklage wurde sie beschuldigt, an Zusammenkünften der KJV-Mitglieder in Wien teilgenommen zu haben. Am 8.2.1944 erfolgte ihre Verurteilung zum Tode. Sie wurde am 24.5.1944 im Landesgericht I in Wien hingerichtet.

Aus dem Urteil

“Insbesondere kann bei der Angeklagten Diwisch keinesfalls bloß Beihilfe vorliegen, wie die Verteidigung geltend gemacht hat. Für die kommunistische Einstellung dieser Angeklagten und für ihr eigenes politisches Interesse an der Durchsetzung kommunistischer Ideen spricht vor allem der Umstand, dass sie sich nach ihren eigenen Angaben in der Hauptverhandlung wegen ihrer kommunistischen Tätigkeit im Jahre 1940 mit ihrem Verlobten entzweit hat. Ein junges Mädchen, dass das zu Wege bringt, muss seinen politischen Ideen in ganz besonderem Maße verfallen sein. Es spielt dabei gar keine Rolle, dass sie sich zu untergeordneten Funktionen hergegeben hat. Nicht die Art der Tätigkeit ist für die Beurteilung der Tat ausschlaggebend, sondern der Vorsatz, der den Täter bei ihrer Ausführung begleitet hat.”

Parkbenennung

Im Oktober 2006 wurde im 15. Wiener Gemeindebezirk ein Park nach Ernestine Diwisch benannt. Er liegt zwischen der Grimmgasse und der Braunhirschengasse.

Gedenkort - Landesgericht für Strafsachen Wien

Im ehemaligen Hinrichtungsraum des Landesgericht für Strafsachen Wien findet sich ihr Name auf einer der Gedenktafeln.

Gedenkort - Gruppe 40, Zentralfriedhof

In der Gruppe 40 wurden die im Wiener Landesgericht Hingerichteten beerdigt. 2013 wurde die Gruppe 40 zur Nationalen Gedenkstätte erklärt.

Das Grab der Familie Diwisch

In unmittelbarer Nähe des Ehrenhains befindet sich das Grab der Familie Diwisch, Gruppe 40, Reihe 6, Nummer 33.

Quellen und Bildnachweise

  • Willi Weinert, "Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer". 4. Auflage Wiener Stern Verlag, 2017
  • Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. 4 Bände. Wiener Stern Verlag 2016
  • Porträtbild: Willi Weinert oder Wiener Stern Verlag
  • Bild Fallbeil/Guillotine: Leihgeber Kurt Brazda
  • Andere Bildrechte: Angabe bei Anklicken des Bildes (Bildinformation)
  • Andere Bilder: Privatbesitz oder Verein Zur Erinnerung
  • Widerstandskämpferinnen, Frauen im österreichischen Widerstand
  • Wikipedia: Ernestine Diwisch

Hauptwerke zur Gruppe 40

Weiterführende Informationen

  • DÖW Katalog zur permanenten Ausstellung. Hg. v. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands, Wien 2006
  • Wolfgang Neugebauer, Der österreichische Widerstand 1938-1945, Wien 2008
  • Die Geschichte des Grauen Hauses und die österreichische Gerichtsbarkeit, Wien 2012
  • DÖW (Hg.) Widerstand und Verfolgungen in den österreichischen Bundesländern (Wien, Burgenland, Oberösterreich, Tirol, Niederösterreich, Salzburg), Wien 1975-1991
  • Heinz Arnberger, Claudia Kuretsidis-Haider (Hg.) Gedenken und Mahnen in Niederösterreich. Erinnerungszeichen zu Widerstand und Verfolgung, Exil, Befreiung, Wien 2011
  • Brigitte Bailer, Wolfgang Maderthaner, Kurt Scholz (Hg.), „Die Vollstreckung verlief ohne Besonderheiten“, Wien
  • Herbert Steiner, Gestorben für Österreich. Widerstand gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1995
  • Herber Steiner, Zum Tode verurteilt: Österreicher gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1964

Web-Hinweise


Porträt teilen